DE-Tour#03 Magdeburg > Schloß Holte-Stukenbrock

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280km, viele Stunden Regen, Schnellstraßen und gemeiner Wind. Harz, Weserbergland, Teutoburger Wald. Eine klare Herausforderung. Aber so einfach schmeiße ich nicht hin.

Morgens um kurz nach acht bin ich los (@PEGASUS: Danke für den tollen Support).

Trotz Vorhersage war es trocken und es sah nach einem richtig guten Start aus. Anyway. Den Weg von Magdeburg bis hin zum Ostharz hatte ich mir anders vorgestellt. Über kleine romantische Straßen, durch ostalgische Dörfer rollen. Mumpitz! Dabei hätte ich ja nur ein wenig in die Karte reinzoomen müssen. Die B81 wäre mir sicher nicht entgangen. Klarer Planungsfehler. Und so musste ich ca. 70 Kilometer auf dieser bösen Bundesstraße durchstehen. Lange, kilometerlange Teerbänder ohne Randstreifen. Dafür aber mit Autos und jeder Menge Schwerverkehr. Dazu gesellten sich Regen und peitschender Seitenwind.

Es war schlimm. Und zeitweise hatte ich auch etwas Angst. Hier sollte mein Leben nicht zu Ende gehen. Nach zwei Stunden war ich so nass und frustriert, dass ich eine Entscheidung treffen wollte – musste. Ich brauchte irgendeine Perspektive, einen kleinen Lichtblick. Leider gab es noch nicht mal Handyempfang. Vielleicht ein bisschen schreien? Nützte nix. Also weiter.

Kurz vor Wernigerode habe ich meine Schwester erreicht. Sie hatte die Schwingungen auf ihrem „Radar“ bereits registriert und saß quasi abfahrbereit in Kassel.
Denn für mich war klar, wenn es so weiterginge, dann ginge es nicht mehr weit. Es waren ja noch 180km (!) zu fahren. Bei den Bedingungen würde ich gnadenlos weiter auskühlen und dann war es nicht mehr lange, bis der erst Krampf käme. Das hieße unmittelbar: GAME OVER.

…wenn es so weiterginge, dann ginge es nicht mehr weit.

In Wernigerrode fuhr ich die erstbeste Tankstelle an, zog mir Käsebrötchen und Kaffee und hauchte meinem Körper wieder etwas Leben ein. Da ich die Stadt und ihre Umgebung ein bisschen kenne, fühlte es sich ganz gut an, die bekannten Straßen zu durchfahren. Das Kloster Drübeck in Ilsenburg ist so ein Ort. Leider war keine Zeit für einen Stopp, denn ich musste „mal schnell“ um den Harz. Ich hatte mich mit meiner Schwester grob in Seesen verabredet. Allein der Gedanke gab mir viel Kraft und Hoffnung.
Meine Schwester hat mich schon bei vielen Sportveranstaltungen und Extrem-Events begleitet. Der Regenmacher ging kurzzeitig in die Mittagspause und die Kilometer zählten nur so runter. Leider schien auch im Harz das Auto als einziges Fortbewegungsmittel zu gelten. Null Radwege, viele sehr schnelle Autos. Volle Konzentration. In den schnellen Abfahrten hatte ich Mühe, die Carbon-Laufräder zu bremsen. Aber mein Feuer fing wieder an zu brennen. 🙂

Da war sie, die Perspektive.

Es war ein stetes hin und her zwischen Musik, Navigation und Bordfunk mit dem „Sportlichen Leiter“. Natürlich alles während der Fahrt. Als wir kurz hinter Bad Gandersheim am offenen Kofferraum zur Lagebesprechung bei Tee und Rosinenbrötchen zusammenstanden, war ich mental bereits wieder „on track“.

Wir haben alle 30-50km einen Stopp vereinbart, aber ich wusste schon sehr bald, unsere Strategie würde aufgehen, auch wenn das Weserbergland alles andere als flach war.

50 Kilometer vor dem Ziel haben wir uns wieder getrennt und ich bin mit leichtem Rückenwind Richtung Detmold und Teutoburger Wald geballert. Am Hermannsdenkmal ging es dann nochmal richtig bergauf. Aber das war mir so was von egal. Zwischenzeitlich hatte nämlich Thomas angerufen und mich gefragt, was wir abends beim Italiener bestellen wollen. Das war dann die richtige Perspektive. Mit Essen bekommt man mich eigentlich überall hin. 🙂
Und dann ging alles ganz schnell. Ich habe getreten, als gäbe es kein morgen.

Der Rest war dann Luxus pur. Dusche. Bike-wash. Bruscetta. Pizza Funghi Knoblauch. Alkoholfreies Hefeweizen. Espresso. Schokolade. Und so weiter…

Thomas und Trixi überlassen nix dem Zufall. 🙂

Ein paar Zahlen?
Distanz: 277,08km
Schnitt: 28,0km/h
Reine Fahrzeit: 9:53:51
Höhenmeter: 1982m
Kalorien: 6.100