Warum werde ich nicht satt?

Es ist kein Geheimnis, dass Radsportler im Allgemeinen und Speziellen seeehr hungrig sind. Und eigentlich isses auch egal, ob es eine Gran Fondo oder nur eine kleine 2-Stunden-Speed-Ausfahrt war. Die Maschinerie braucht Energie und spätestens ab 20Uhr ist bei mir der stete Gang zum Kühlschrank obligatorisch. Da schmiert man sich nochmal schnell 4-6 Brote oder fräst ne Rolle Kekse und ne Schale Nüsse weg. Während des Trainings reichen manchmal nur ein Riegel, eine Banane und ein bisschen Wasser, aber nach hintenraus – also abends – ui ui ui… da holt sich der Körper die Energie, die er braucht, zurück. Für Außenstehende wahrscheinlich unfassbar.

Ich denke dann zu gerne an das Traininingslager 2019 auf Malle. :o)

Pimientos de padrón

Der Tagesablauf in einem Radcamp entspricht per sé schon nicht dem Alltag. Die Kernzeit des Tages (4-6Stunden) sitzt du ja auf dem Rad und da gibt es keine Pizza Funghi und auch keinen Latte Macchiato.

Dennoch ist die ausreichende Versorgung während einer solchen Trainingsphase extrem wichtig. Im besten Fall verbrennst du nur 2.500 Kalorien, wenn es lang und hart wird vielleicht auch mal 4.000 oder mehr. Währed der Regeneration verbraucht man auch nochmal ordentlich Kalorien. Der Körper muss seine Zellen reparieren und das braucht Energie. Mindest ebenso stark zu Buche schlägt der Flüssigkeitsverlust. Je weniger Wasser in der Maschine, desto heißer wird sie. Es folgen Übersäuerung, Krämpfe, Game Over.
Wie sieht also ein typischer Tag aus?

  • Frühstück um 8 Uhr
  • Start um 9:30 Uhr
  • Rückkehr gegen 15/16 Uhr
  • Abendbrot um 18:45
  • Matratzenhorchdienst gegen 21 Uhr

Im Gegensatz zum Langstreckenlaufen muss ich deutlich mehr einwerfen. Besonders vor intensiven Einheiten setze ich auf viele lange Kohlenhydrate. Ich versuche zudem, scharfe oder stark fettige Sachen zu vermeiden. Auch süße Sachen wie Marmelade lasse ich weitestgehend weg, davon gibt es später am Tag noch gut.

Normalerweise nehme ich 1 Banane und selten mal ’nen Riegel mit. Hier ist das was völlig anderes. 2 Riegel, 1 Brötchen, 1 Banane. 1 Flasche mit leichtdosiertem Iso und 1 Flasche mit klarem Wasser, eine Prise Salz rein – wirkt krampfvorbeugend.

Wenn du dann unterwegs bist, musst du vor allem das Trinken institutionalisieren. Der Griff zur Flasche muss automatisch passieren, auch wenn man manchmal die Hände lieber am Lenker hat. Und nach spätestens 1,5 bis 2 Stunden sollte man auch was essen. Dann liegt das Frühstück schon über 3 Stunden zurück und die Maschine muss am Laufen gehalten werden.
Auch wenn man dann irgendwo eine Kaffeepause macht, vielleicht noch einen Riegel einwirft oder ein Stück trockenen Kuchen, wird es sehr schwer, die verbrauchte Energie zu kompensieren. Das Blöde ist: Je mehr Riegel oder Gels du reinsteckst, desto stärker übersäuert der Magen. Und irgendwann kriegst du nix mehr rein, obwohl du weißt, dass du was essen müsstest. Ich falle dann immer in eine Art Zombie-Modus und versuche so effizient wie möglich zu fahren.

Lange nach der Mittagszeit kommt man dann endlich ins Hotel bzw. in die Hotelbar. Eine schöne Sache, nochmal den Tag Revue passieren lassen. Aber was mich wirklich irritiert, dass sich doch echt viele erstmal ein großes Bier reinzimmern. Klar, Bock hätte ich darauf auch, aber meinem Flüssigkeitshaushalt würde ich damit keinen Gefallen tun. Ich trinke lieber Wasser, Café con leche, Cola und esse ein paar salzige Chips. Dann penne ich ein bisschen und freue mich sehnsüchtigst auf das Abendbrot.

Das Abendbrot ist für jeden hier ein Fest, anders kann man das nicht sagen. Der Großteil der Gäste besteht aus Radsportlern. Hager, sehnig, braungebraunt oder zumindest rot. Meist in T-Shirts von irgendwelchen verrückten Events oder auch einfach in Radklamotten. Und dann gibt es bergeweise (!) alles, was die Teller tragen können.
Der andere Teil der Gäste sind überwiegend übergewichtige Rentner, die gar nicht fassen können, wie viel diese jungen Leute essen.

Bei mir gab’s zwei Teller diverse Salate und Antipasti, zwei große Scheiben Weißbrot mit Manchego, zwei Teller Nudeln und Ravioli, Röstiecken und die ganz wunderbaren Pimientos de padrón. Nachtisch: Ein Stück Brombeerkuchen und ein kleines Eis mit Oreo Keksen.

Morgen sollen die Akkus schließlich wieder voll sein, denn dann geht das Ganze von vorne los.

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