3-Bundesländer-Tour der etwas anderen Art
Als ich am am Abend vorher mit zwei dicken Rucksäcken angereist bin, war mir schon klar: Morgen würde keine leichte Etappe werden. Denn alleine die 30km vom Gothaer Bahnhof nach Oberhof ins Hotel hatten bereits knappe 600 Höhenmeter. Willkommen im Thüringer Wald! 🙂
Meine Schwester und Kumpel Ali kamen fast zeitgleich mit dem Auto an. Nach einem kurzen Check-in ging es erstmal zu „Salvatore“. Jeder eine Pizza und eine große Portion Nudeln. Jetzt sah die Welt schon anders aus und wir waren bereit für die Nachtruhe und die „grüne Hölle“.
Nach einem zügigen corona-konformen Frühstück zwischen all den Rentnern ging es um 8 Uhr bei halbwegs blauem Himmel los. Die erste Dreiviertelstunde blieben wir auch trocken und konnten über kurvige, aber leere Traumstraßen durch scheinbare intakte Wälder brettern. Die Geräusche und Gerüche des Waldes „nahe“ der Baumgrenze – herrlich.
Die Straßen wurden kleiner und hatten zum Teil böse Löcher. Über Neustadt am Rennsteig ging es zum vereinbarten Treffpunkt nach Katzhütte. Hier mussten wir feststellen, dass sich Alis Hinterrad durch die vielen Schläge und Unebenheiten komplett gelöst hatte. Das hätte ziemlich ins Auge gehen können. Ein paar Orte weiter fing mein Steuerkopf an zu klappern, da sich der Gabelkonus anscheinend gelöst hatte. Bei Abfahrten mit 60-70km/h waren die Belastungen für das Material ziemlich hoch. Und mittlerweile regnete es aus vollen Eimern.
Es ging weiter über Neuhaus am Rennweg nach Steinbach am Wald. Ein stetes rauf und runter. In Pöritzsch überquerten wir die Saale (wunderschön) und hatten bei Saalburg die Hälfte der Strecke hinter uns. Hinter Tanna verließen wir Thüringen und nahmen Kurs auf Plauen in Sachsen. An der Weißen Elster ging es weiter nach Osten. Das Wasser war hier schon recht hoch. Wir sahen mittlerweile aus wie die Schweine und freuten uns über die ein oder andere kurze Kaffeepause am Versorgungsfahrzeug. Kurz vor der Talsperre Pöhl kamen dann auch wieder die allseits beliebten Pizzakartons zum Einsatz. Etwas Wärme für den Rücken.
Wir fuhren, fluchten und fuhren weiter. Der Fuß des Erzgebirges war in Wilkau-Haßlau südlich von Zwickau bereits erahnbar. Ungefähr da stellten wir auch fest, dass es heute keine 2.900 Höhenmeter waren sondern 3.900. Das hat mich ein wenig nervös gemacht.
Als kurz darauf meine elektronische Schaltung den Geist aufgab, blitzte vor meinem inneren Auge kurz ein Game Over.
Die Räder waren ziemlich schlammüberzogen, da wir durch einige Baustellen ohne Teerbelag gefahren waren. Und nun wollten die Sensoren wohl nicht mehr. Konkret hieß das, die Schaltung war auf einem ziemlich schweren Gang stehengeblieben, also keine Chance, noch weitere 1.200 Höhenmeter damit zu fahren. Scheiße!
An einer roten Ampel nutzte ich die Zeit und gab meiner Schaltung einen kleinen, aber bestimmten Tritt. Und siehe da, die Shimano Di2 fing wieder an zu arbeiten. 🙂 Puuhh!
In Wildenfels bei Kilometer 205 gab es nochmal eine kleine Pause, denn zwischenzeitlich war der Himmel aufgerissen und die Temperaturen deutlich gestiegen. Zeit für eine Cola und salzige Brezeln. Dann ging es auch schon auf die letzten 50km. Zwönitz, Elterlein, Scheibenberg. Und jetzt machte sich auch eine gewisse Müdigkeit bemerkbar. Der Magen war flau und jeder von uns hatte sein Tiefpunkte. Mal fuhr ich vorne, mal Ali – es war zäh. Aber die Gesamtdistanz war stark geschmolzen und wir wollten endlich den Fichtelberg sehen. Der kam dann auch. Und mit voller Wucht ging es in den Endanstieg. Über ein ruhiges Waldstück sammelten wir die letzten 400hm und kamen direkt unterhalb der Ski-Schanzen in Oberwiesenthal raus.
Ein paar Zahlen?
Distanz: 256,20km
Schnitt: 26,6km/h
Reine Fahrzeit: 9:38:19Std.
Höhenmeter: 3993hm
Kalorien: 6.948
Sieht super aus!!! Weiterhin gute Fahrt!!! Wir sind in Gedanken bei euch!!!! Viele Grüße von den Kinderschützer:innen!! 🌻